HörArt!
Bilder und Geschichten aus dem HörArt
Zwei liebe Menschen sind bei mir im Museum. Plötzlich fragt mich der Herr aus heiterem Himmel, ob ich eine, oder besser seine Kindergeige für das Museum haben möchte. Sehr gerne! Ein paar Tage später brachte er sie mir. Ich bat ihn, ob er mir etwas zum Lebenslauf der Geige zukommen lassen könnte. Dies möchte ich hier mit Ihnen teilen. Viel Vergnügen!
Hallo Herr zur Eck,
wie versprochen eine kurze Darstellung der Geschichte der Ihnen am 31.8. (2025) ins Museum gebrachten Schülergeige.
Es war das Jahr 1959 und meine Einschulung stand unmittelbar bevor. Meine Eltern waren zwei Jahre zuvor geschieden worden, zur Einschulungszeit hatte meine junge Mutter nebenbei einen guten Freund, vielleicht war's auch mehr, mein damaliger Blick war für sowas noch nicht (ausreichend) geschärft.
Er hieß Wolfgang und war damals Student an der Musikhochschule in (Ost-)Berlin.
Eigentlich verstand ich mich mit "Onkel" Wolfgang ganz gut, doch es sollte leider schlimmer kommen. Er -und mit Zustimmung meiner Mutter- war der unabrückbaren Meinung: der Junge muß ein Instrument lernen. Wolfgang hatte als Hauptfach Geige und somit war klar: der Junge lernt auch Geige.
Nun muß man wissen, im Osten, 1959, da gab's nicht viele Musikschulen, und noch weniger Plätze dort, und noch noch weniger Instrumente, zumal für Kinder.
Doch der umtriebige Wolfgang besorgte mir mit all seinen Beziehungen erstens einen Musikschulplatz, und zweitens ein Leih-Instrument, also jenes, was Sie ja nun bereits kennen.
Und dann setzte Onkel Wolfgang noch eins drauf, den Musikschulplatz brauchte meine Mutter nicht einmal zu bezahlen. Vermutlich hatte er den Zuständigen dort irgendwas von besonderer Begabung oder so verlautbart, hatte also mit seinem Renommee gebürgt.
Kurzum, neben der Einschulung in die Volksschule Klasse 1 wurde ich nun auch in die Musikschule Klasse 1 eingeschult. Als Geschenk erhielt meine kleine Fidel noch einen neuen Koffer, und schon stand ich vor dem großen Spiegelschrank im Schlafzimmer und "übte" Striche.
Als Übungsstück war für mich das wunderschöne Lied: "Der Mond ist aufgegangen" ausgewählt worden, und so quälte sich mein Mond jeden Tag auf's Neue.
Zum Hauptfachunterricht, also der Geige 1x die Woche, gehörte auch noch 1x die Woche Musiktheorie und 1x pro Woche Chor.
Mit zunehmender Zeit regte sich zunehmend mein Widerstand, vor dem verhaßten Spiegel stehen zu müssen, und meine Mutter geriet zunehmend in Zwiespalt zwischen mich und Wolfgang.
Am Ende des ersten Musikschuljahres gab's wie üblich eine kleine Leistungskontrolle, und auch das vermeintliche Wunderkind wurde zum Vorspiel zitiert.
Und nun saßen sie alle da, in einer Reihe, die ganzen Lehrer, und ich ließ meinen (ausgefransten) Mond aufgehen. Sofort verfinsterten sich die Gesichter der Anwesenden, ich durfte schon bald den Raum verlassen, meine Mutter hingegen wurde einbestellt.
Kurz zusammengefaßt der Inhalt dessen, was ihr da entgegen flog: "Also, aus dem da (gemeint war ich) wird niemals ein Geiger", womit sie bestechend genau bis heute Recht behalten haben, "und wenn sie doch weiter wollen, daß der (also ich) hier weitermacht, dann müssen Sie ab sofort dafür bezahlen...", und das war nicht billig.
Endlich hatte meine Mutter eine Möglichkeit, den Zwiespalt aufzulösen, ich wurde erlöst, nie wieder Strichübungen vor dem großen Spiegel, und die Geige flog samt Kasten auf den altberliner Hängeboden und ward vorerst nicht mehr gesehen.
Das war so um 1960. Sie wurde Jahrzehnte lang nicht mehr angefaßt, diente zwar mal zwischenzeitlich als Wandschmuck, kehrte aber irgendwann wieder zurück in ihre Kiste, nicht mal die verleihende Musikschule machte Anstalten, ihre Geige irgendwie zurück zu erhalten. So war's zuweilen in der DDR.
Erst 1990, im Zuge der Wiedervereinigung und der Auflösung der Wohnung gelangte die Geige wieder ins Blickfeld, irgendwie zwar ungeliebt gehörte sie andererseits aber auch quasi zur Familie. Eine klassische Entsorgung: "Deckel auf, hinein, Deckel zu", schied mehr und mehr aus, auch wenn bereits des öfteren erwogen. Und so ging es hin und her, sie machte etliche Umzüge mit, ohne jemals irgendwie genutzt zu werden.
Umso glücklicher waren wir, als sich bei Ihnen in St. Gilgen so eine Art "Seniorenplatz im Heim für alternde Instrumente" ergeben hat. Vielen Dank dafür und der kleinen Fidel noch ein möglichst langes Leben...Sie war meine Freundin, aber leider nie meine Liebe.
Aber Ende gut, das Ganze war nicht ganz umsonst, beim autodidakten Gitarre-Lernen viel später waren die Musiktheorie und der Chor (Tonleitern hoch und runter, Gehörbildung) von damals bestimmt hilfreich.
Also zusammengefaßt: die kleine Geige ist vermutlich das am wenigsten gespielte Instrument seiner Zeit.
Tut mir leid...
Mit lieben Grüßen aus Dresden
Bernd Hoeg
Und in einer weiteren Mail hieß es dann:
So, zur Sache mit der (einen) Darm-Saite:
Also vorweg, eine avantgardistische Bespannungs- und Klangvariante sollte es sicher nicht werden.
Es war wohl eher eine "Hand in den Mund"-Lösung aus DDR-Zeiten, da nämlich, wo die Geige eine Wand der Wohnung meiner Mutter schmückte... Und da könnte ich mir die folgende Geschichte vorstellen, aber natürlich ohne jeden Anspruch auf Wahrheit:
Sie hing da nun so vor sich hin (also die kleine Geige, nicht meine Mutter), jeden Tag, an einer meist schattigen, ostberliner Altbauwand, gelangweilt, und plötzlich, ein kurzes "knack", und ihrer Mensur entgleitet eine der Saiten...
Meine sorgfältige Frau Mutter bemerkt das natürlich irgendwann, spätestens beim nächsten Abstauben, und sie entfernt stillschweigend die baumelnden Reste der havarierten Saite.
Das war's zunächst, vermutlich sogar über längere Zeit, tja, bis dann irgendwann mal ein super-smarter Gast sie unumwunden fragte, ob dies eine Sondergeige, nämlich mit nur 3 Saiten wäre, und wie man sie stimmt?
Ich weiß nun allerdings nicht, ob meine Mutter schlagfertig genug gewesen wäre: "... also die Stimmung, die ist in kleinen Septimen gestimmt.
Und das führt dann nämlich, quasi als Nebeneffekt, zusätzlich zur Ersparnis der 4.Saite, was wiederum die allgegenwärtigen Versorgungsprobleme der DDR, hier die mit den Instrumenten-Saiten, deutlich entlastet.
Man braucht nur noch 75%, das entlastet die ansonsten überforderte Stahl- und Kohleindustrie der DDR erheblich, und das allmächtige Politbüro hat sich schon wie wahnsinnig gefreut...und gerechnet...
Bis 1990 sollten alle Streicher aller Bühnen, Orchester und Klangkörper der DDR derart umgestellt werden, dass auf die 4.Saite jeweils verzichtet wird. Strittig war nur noch, welche der Saiten entfallen sollte. Ob die Entscheidung eher an klanglichen oder eher an materialersparenden Kriterien ausgerichtet werden sollte...???"
Nun ja, ich gebe zu, so war's natürlich nicht.
Dennoch nagte die fehlende 4.Saite aber irgendwie am Ordnungsgeist meiner Mutter.
Und vielleicht kramte sie mal irgendwann in meinem Musikalienramsch, ich war ja inzwischen zur Gitarre "übergetreten".
Na jedenfalls fand sie da in dem ollen Schubfach vielleicht eine alte e-Saite, Darm, eigentlich für die Gitarre...? "Sieht doch ganz nett aus für die Geige...oder?" (Wir hatten nämlich beide gleich viel, also eher gleich wenig Ahnung von der Geige...)
Und irgend ein netter Freund, der hat diese dann für die kleine Freundin angepaßt und "aufgespannt", von "aufgezogen" kann man ja schwerlich sprechen.
So in etwa hätte es gewesen sein können, ...oder aber eben auch nicht. Leider kann ich nicht mehr Aufhellung in die Sache bringen, sorry, nur musikalische Gründe, die kann ich sicher ausschließen... .
Lieber Askold zur Eck, nochmals vielen Dank, dass Sie trotz aller Peinlichkeiten unsere mittlerweile gemeinsame Freundin so liebevoll aufgenommen haben. Und bei unserem nächsten Wolfgangsee-Besuch werden wir Sie und unsere kleine Freundin natürlich besuchen. Bleiben Sie schön gesund.
Seien Sie herzlichst gegrüßt von
Elke Schröter und Bernd Hoeg
Eine Harfe, eine gotische Harfe. Sie stammt von dem wunderbaren Harfenbauer Franz Reschenhofer. Ich bekam sie von meinen Eltern geschenkt. Als er von einem besonderen Baum erzählte, wussten meine Eltern sofort, dass es diese Harfe werden sollte und baten ihn, dieselbe kaufen zu dürfen. Sie wurde teilweise aus einem 500 Jahre alten Eschenbaum gebaut. Mein Name ist Askold und das bedeutet: Eschenspeer…
Afrikanische Trommel
Für unsere Familie ein besonderes Stück unserer Sammlung. Es ist eine Trommel aus Afrika. Wir sind uns nicht ganz sicher, da wir nie eine Information zu ihrem Ursprungsland erhielten, aber es deutet einiges darauf hin, dass sie aus Südafrika stammt. Die beiden Felle (oben und unten) sind Affenfelle, die mittels der Sehnen über den sich im Innern befindlichen Holzkorpus gespannt wurden. Sie ist schon alt und im Ruhestand. Das obere Fell ist hart und etwas wellig, aber das macht ja nichts: wir ehren sie, ob ihres Alters. Bewegt man sie, wird ein „Klackern“ von innen hörbar. Die Seele der Trommel!
Den folgenden Text habe ich bei mir selber gestohlen. Er ist auch unter dem Button „Tagebuch“ zu finden…
Diese 'Steirische', oder auch 'Zugin' genannte Ziehharmonika, stammt aus der Werkstatt von R. Novak in Klagenfurt. Im zarten Alter von circa 8 Jahren wünschte sich mein Bruder ein solches Instrument. Meine Eltern sahen sich in Salzburg um, fanden auch etwas Passendes. Doch dann erfuhren sie den Preis und entschlossen sich dazu, noch ein Jahr vergehen zu lassen und das benötigte Geld beiseite zu legen. Ein Jahr verging und der Preis war erneut um ein schönes Sümmchen in die Höhe geschnellt... einfach zu teuer für die Möglichkeiten damals. Im nächsten Jahr war dies wiederum passiert, worauf das Instrument schleunigst gekauft wurde. So bekam mein Bruder seine Steirische und erlernte sehr bald viele heimische bekannte Melodien auf ihr zu spielen. Die meisten brachte er sich selber bei. Den einen oder anderen 'Kniff' zeigte ihm sein Patenonkel, selber leidenschaftlicher Ziehharmonikasammler und -spieler, Orchestermusiker und Klarinettenlehrer.
Nachdem er nun diesen Schatz endlich in Händen halten konnte, baten meine Eltern einen benachbarten Bauern, beziehungsweise seinen jungen Sohn (einen sehr talentierten Ziehharmonikaspieler und heute selber Musiklehrer), ob er ihm die ersten Anfänge auf dem Instrument zeigen könne. Bereitwillig traf man sich einige Tage später bei ihm. Unsere ganze Familie ließ sich dieses Highlight nicht entgehen und wohnte dem Unterricht bei. Die erste Unterweisung war die richtige Position und Haltung des Instrumentes. Dann sagte er zu meinem Bruder: „Hör gut zu!“ Und damit begann er etwas auf seinem Instrument zu spielen. Als er fertig war, sagte er: „Und jetzt du!“ Mein Bruder bekam doch tatsächlich sehr schnell heraus, wie er diese Melodie nachspielen könne. Hin und wieder unterstützte der Lehrer ihn und sieh da; tadda! Geschafft!
Mein Vater fragte ihn am Ende der Stunde, was er denn getan hätte, wenn mein Bruder die Melodie nicht hätte nachspielen können. Darauf meinte er trocken: „Dann hätt’ er’s eh gleich bleibn lassn können!“
Ein Detail am Rande: so ganz alleine Ziehharmonika spielen; ja, das ist nett, aber viel lustiger ist es, wenn man gemeinsam musiziert. Was kann man da nur machen. Den lieben Menschen meiner damaligen näheren Umgebung fiel da eine (ihrer Meinung nach) sehr gute Idee ein. Besagter Patenonkel meines Bruders schenkte mir eine Klarinette. Eine Kurzeinführung (Minuten!!) beförderte mich zu einem in meiner Familie höchst angesehenen Klarinettisten! Ich bekam nun Noten (viele lange, sehr lange Begleittöne) und alles war fast gut. Nach circa zwei Minuten fing meine Mundmuskulatur sich an zu melden. Wiederum zwei Minuten später verkrampfte sie um kurz darauf erste Atemluft nicht nur durch das Mundstück, sondern auch an demselben vorbei zu senden. Mit aller Anstrengung brachte ich meinen Part unter prusten und quietschen zu Ende. Geschafft! - - Und schon feuerte man mich zu neuen Höchstleistungen an…
Diese Klarinette ist heute im Museum ausgestellt…
Talvul Chimpoi
Zu diesem Instrument gibt’s einen Podcast. Dort erzähle ich, wie wir zu diesen beiden Instrumenten kamen und was es damit auf sich hat, dass eines der Instrumente „einbeinig“ und das andere „zweibeinig“ ist. Die Verhandlungen zum Erwerb gestalteten sich etwas mühsam. Vater konnte das!…
Komus aus Kirgistan
Auch zu diesem Instrument gibt es einen Podcast. Auch hier hieß es hartnäckig zu bleiben. Diesmal musste ich durchhalten. Und ich verliebte mich nicht nur in den Komus…
Apito de casca de pupunna
Dieses Instrument stammt von dem Stamm der Tikuna. Es wird zur Verständigung während der Jagd verwendet. Hier im Bild sieht man rechts unten ein Loch. Links gegenständig befindet sich ein zweites. Über diese beiden Löcher wird, ähnlich der Querflöte, geblasen. Die hier oben zu sehenden Löcher kann der Spieler schließen und öffnen und somit eine Melodie, oder im Fall der Jäger eher naturähnliche Laute hörbar machen und somit seinen Jagdkollegen eine Nachricht zukommen lassen, ohne das Wild zu verscheuchen.
Zozulica
Und schon wieder muss ich einen Text bei mir selber stehlen. Diese kleine Tonflöte stammt aus der Ukraine! Hier nun der Bericht zu diesem kleinen Flötchen.
Pfingstmontag, 20. Mai 2024
Vor circa einer Stunde ging die Türe zum Museum auf. Ich hörte es leise klingeln. Aber nicht so, wie es im Moment, da meine elektrische Klingel kaputt ist und ich eine haptische Lösung für das hörbar machen meiner eintretenden Gäste gefunden habe und dazu eine Dreifachglocke an einem Band auf einen Hocker lege und sobald jemand eintritt, fällt die Glocke vom Hocker, wird vom Band aufgefangen und macht einen ganz schönen Wirbel und somit mich auf meinen Gast aufmerksam. Es war ein feines klingeln. Ich schaute hinaus und sah einen mir bekannten Menschen durch einen Spalt in der Türe. Ich öffnete dieselbe und hieß ihn herzlich Willkommen und er möge sich doch niedersetzen. Er sei mit seiner Frau und seiner Tochter vor einiger Zeit hier bei mir im Museum gewesen.
Jetzt muss ich hier an dieser Stelle einen kurzen Schnitt in meine Erzählung machen. Vor ein paar Wochen kam ich ins Museum und fand an meine Türklinke ein Band gehängt, an dem eine Tonflöte befestigt war. Ich konnte mir keinerlei Reim darauf machen, wie dieses schöne, kleine Instrumentchen zu mir gekommen war! - Bis heute…
Da erzählte mir nun mein lieber Gast, dass er mir das Instrument dort hingehängt hätte. Was für eine liebe Idee und welche Freude. Ich habe ihm dann auch gleich etwas vorgespielt und er zückte sofort sein Handy und filmte mich und mein Spiel auf der Tonflöte.
Dann erklärte er mir, dass das Instrument „Zozulica“ heißt (Sosulitza gesprochen).
Somit wusste ich nun, woher dieses kleine Flötchen stammt und an wen ich denken kann, wenn ich es sehe und spiele!
Er verabschiedete sich und ich war tief berührt und dankbar und glücklich!
Danke, danke, danke!
Einige Minuten später geht die Türe erneut in der vorher schon geschilderten zarten Art auf. Er ist schon wieder da und hat eine Papiertragetasche dabei. „Noch ein Geschenk!“ Er zieht eine goldene Schachtel etwas größer als ein Schuhkarton heraus…
Wenn Sie wissen mögen, was es damit auf sich hat, kommen Sie zu mir und fragen Sie mich danach. - - Ein sehr berührender Moment! Freundschaft!
Bulbul tarang aus dem Punjab
Hier der Podcast zu diesem Instrument und seinem Vorfahren, dem Taishogoto aus Japan.
Liebesmaultrommel & Mukkuri
Die Liebesmaultrommel benötigt doch einiges an Übung… von den Herren der Schöpfung! Sie stammt aus Myanmar. Die Mukkuri stammt aus dem Norden Japans und ist ein Instrument der Ureinwohner. Hier der Podcast.
Trommel der Samen, Sapmi
Diese Trommel stammt von den Samen in Sapmi. Früher wurden sie als Lappen aus Lappland benannt, was heute als nicht wertschätzender Begriff dieses Volkes angesehen wird. Sie besiedeln Teile von Schweden, Norwegen, Finnland und eine Insel im Nordwesten Rußlands.
Diese Trommel ist nicht spielbar, da ihr Fell sehr schwach gespannt ist. Ich denke, dass die äußeren Schnüre nicht mehr elastisch genug sind, um die rechte Spannung des Fells wieder herzustellen. Sie ist wunderschön und trägt eine besondere Ausstrahlung mit ihren orangen Zeichnungen. Ihr Durchmesser beträgt gut 60 Zentimeter.
Ich bekam sie von einer Frau, deren Mann verstorben ist und der mit großer Freude Instrumente sammelte. Eine ausdrucksstarke wunderschöne Trommel.
Tro ou chamhieng
Wieder einmal bei mir geklaut…
Tro ou chamhieng, was für ein Name. Am 26. Mai 2024 bekam ich dieses Instrument. Es ist eine der asiatischen Geigen. In Kambodscha, wo dieses Instrument beheimatet war, heißt diese Instrumentengruppe „Tro“. Bei der Tro ou chamhieng ist der Korpus speziell aus dem Panzer einer Schildkröte hergestellt. Ich besitze ausserdem solche Geigen aus China, Thailand und Vietnam. Diese haben allerdings einen Resonanzkörper aus Holz und als Decke eine Schlangenhaut. Die Decke dieses Instrumentes stammt von einem Pangolin. Sehr gut kann man auf den Fotos sehen, dass die untere „Platte“ des Panzers noch vorhanden ist. Dieses Instrument wurde von einem einfachen Musiker, der in der Tempelanlage Angkor Wat spielte, gekauft. Dies geschah im Jahre 1970. Es hat einen feinen melancholischen Klang. Die Pferdeschweifhaare des Bogens sind durch die beiden Stahlsaiten gefädelt, sodass man denselben nicht vom Instrument entfernen kann; er ist sozusagen dazwischen gefangen. Der Panzer wird entweder am Oberschenkel des linken Beines, oder am Boden sitzend auf den linken Fuß aufgestellt. Der rechte fuß zeigt mit seiner Fläche gegen das Instrument. Der Bogen wird nun zwischen den Saiten nach rechts und links geführt. Dabei streicht man die tiefere Saite, indem man den Bogen zu sich her, die höhere, indem man ihn von sich weg drückt. Die Saiten werden mit den Fingern der linken Hand berührt, und zwar immer beide zugleich. Sie liegen sehr dicht beieinander. Mit den beiden großen Wirbeln oben, kann man die Saiten stimmen. Man spielt die Saiten nie gemeinsam.
Siyotanka
Die Liebesflöte. Dazu habe ich einen sehr speziellen Podcast gemacht. Es gibt eine Erzählung eines Ureinwohners, die er zwei Mal darbrachte. Sicherlich viel öfter, aber mir sind nur zwei davon bekannt. Das Besondere dabei ist, dass er jedesmal, wenn er sie erzählte, miterlebte was dort geschah; ganz lebendig. Und so ähnelten sich die Texte, waren aber nicht auswendig gelernt gleich. Manche Passagen beinhalteten sogar ganz andere Details. So machte ich mich an die Übersetzung beider Texte und versuchte seine starke und kräftige Art beizubehalten. Ich brachte beide Erzählungen zusammen. Das erste Mal durfte ich erfahren, was „Übersetzen“ bedeutete. Es ist nicht blos das Wort, das man übersetzt, sondern die Stimmung und alles ringsherum. Ich tauchte völlig in diese Geschichte ein und hoffe von ganzem Herzen, dass ich dem Erzähler gerecht geworden bin. Ich fragte auch bei diesen Menschen nach, ob ich sie veröffentlichen darf; sie gewährten es mir.
Hören Sie hier nun die wundervolle Geschichte der Siyotanka.
Blockflöte
…auch dieser Text ist bei mir geklaut…
Diese Flöte stammt von meinem verehrten Lehrer Wilhelm Reichert. Ich traute meinen Augen nicht, als ich die wunderschöne Umgestaltung sah. Er hatte den Fuß einfach geschnitzt. Ansonsten fehlen die meist aus Messing gefertigten Ringe an Kopf und Fuß; ein von Hand beschriebener Zettel ziert das Verbindungsstück für den Flötenkopf…
Ich bekam sie von seiner Tochter. Danke!
Mezwed aus Tunesien
Theoretisch könnte ich hier auch wieder klauen, mach ich aber nicht.
Der linke dieser beiden tunesischen Dudelsäcke bekamen wir vor langer Zeit von einer lieben Freundin, da unsere Heimat noch Wuppertal war. Mittlerweile ist er mir schon so nah geworden.
Sein Klang ist relativ schrill. Er hat zwei Melodiepfeifen, die gleich gestimmt sind, allerdings leichte Schwirr- und Schwebetöne aufweisen. Sie sind durch ein hölzernes „Rad“ gesteckt, das an seiner Aussenseite ringsherum eine „Rille“ aufweist. Dasselbe wird in dem aus einem Zicklein gearbeiteten Ledersack an der Stelle befestigt, wo einmal der Hals des Tieres war. Durch die beiden Löcher in dem „Rad“, steckt man die beiden Pfeifen, beziehungsweise die obenauf eingebrachten Klarinettenblätter. Dieselben sind rund, aus einem Schilfrohr gearbeitet und der Länge nach von unten nach oben mit einem flachen Längsschnitt versehen; die Blätter der Pfeifen. Am unteren Ende derselben befinden sich zwei Tierhörner, die Schalltrichter. Aufgeblasen wird der Sack über ein extra angebrachtes Bambusrohr, in den am inneren Ende ein einfaches Ventil eingebaut wurde. Somit bleibt der Druck des Sackes im Sack und kommt dem Spieler nicht durch das „Aufblasrohr“ entgegen.
Der etwas hellere Dudelsack daneben stammt ebenfalls aus Tunesien, ist ein wenig größer und kam durch eine liebe Familie Anfang 2024 zu uns. In den ersten Wochen beduftete er mit seinem doch sehr speziellen Lederodeur unser ganzes Museum. Sehr lustig!
Ziehharmonika
Dieses besonders liebenswerte Instrument bekam ich im zeitigen Frühjahr 2024. Es ist zwar schon etwas „gezeichnet“ und leider nicht mehr spielbar, darf aber auf seine alten Tage seinen Ruhestand bei mir genießen. An diesem Tag erreichten mich insgesamt 20 neue Ziehharmonikas. Was für ein Tag.
Askold zur Eck mit vietnamesischem K’ny
Normalerweise ist das K’ny, das ich kenne, aus einem Bambusrohr hergestellt, hat eine Stahlsaite und (im Original) sechs Bünde. Dieses K’ny ist aus Vollholz gearbeitet, hat keine Bünde und dafür zwei Saiten… Bis heute sind wir noch nicht so richtig warm geworden… Aber: nur mit der Ruhe…
Hier mein Popdcast über das K’ny.
Akkordzither
Am Donnerstag, den 16. Mai 2024 bekam ich wieder einmal Besuch. Es war dies allerdings kein Besuch, der mir einen Besuch im herkömmlichen Sinn abstattete, sondern dieser Besuch führte ein Geschenk mit sich. Es ist die hier schon zu sehende Akkordzither. Man kann unter die Saiten ein Blatt schieben und dann die dort aufgezeichneten, oder gedruckten Noten einfach abspielen, indem man der geschlängelten Linie folgt, auf der dieselben zu finden sind. Ganz rechts neben dem gelben Band mit all den Notennamen, findet man eine Art Klammer, die mittels einer Metallfeder immer zusammengedrückt wird. Dort klemmt man das Notenblatt ein. Im Schalloch steht geschrieben: „Rauner Zither. Sofort nach unterlegbaren Notenblättern spielbar.“ Das habe ich dann auch gleich einmal (nachdem ich sie gestimmt hatte) gemacht. Funktioniert und macht viel Freude! Vielen Dank!
Querflöte
Am Freitag, dem 10. Mai 2024 bekam ich einen Anruf und eine liebenswürdige Stimme fragte mich, ob sie mich mit einer Freundin besuchen dürften, sie hätten ein Instrument für mich. Eigentlich habe ich am Freitag Nachmittag im Mai geschlossen, aber da wir spontan keinen anderen Termin finden konnten, sagte ich für 12:15 Uhr zu. Und da stand nun die liebenswürdige Stimme in Person vor mir - sie kommt aus Schottland, mit ihrer Freundin, die in Amerika lebt. Sie kommen herein und wir setzen uns. Aus einem weißen Leinentuch, wie mir scheint, wickelt und zieht sie zwei Flötenköpfe und den dazu gehörenden „Körper“, das sogenannte Mittel- und Fußstück. Sie ist aus Holz gearbeitet, fühlt sich im darüber streichen sehr glatt und sanft an; wunderschön. Leider weisen die beiden Flötenköpfe lange Risse auf und auch sonst müsste man sie wieder in Stand setzen. Es war die Querflöte des Mannes der alten Dame; er sei gestorben und sie wolle die Flöte in gute Hände übergeben.
Vielen Dank!